Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung

 

Die landschafts- und kulturraumtypischen Siedlungen sollen sich zu attraktiven Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsstandorten mit großem Anteil an einer gut erhaltenen historischen Bausubstanz entwickeln, die in eine intakte Natur- und Kulturlandschaft eingebettet sind und dadurch in besonderem Maße anziehend für Bewohner, Erholungssuchende und Unternehmern.

Der Erhalt der Gewerbe- und Industriestandorte als Arbeitsstätte und zur Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung nachhaltiger Produkte als wirtschaftliche Lebensgrundlage nimmt im Biosphärenreservat einen hohen Stellenwert ein. Eine nachhaltige Infrastrukturanbindung und die gezielte Förderung der Ansiedlung innovativer und ökologisch verträglicher Gewerbezweige stärkt die regionale Wirtschaft.

Ziel ist es, Bioenergiedörfer, deren Strom- und Wärmeversorgung durch eine nachhaltige, regenerative Energieerzeugung sichergestellt wird, als Beispiele für eine energiesparende und -effiziente Lebensweise in der ländlichen Region mit hohem gemeinschaftlichem Engagement zu entwickeln.

Neben umfangreichen Beratungsangeboten zur energieeffizienten Gebäudesanierung und Nutzung von regenerativen Energien wurden nach einem biosphärenreservatsweiten Wettbewerb drei Dörfer zur Initiierung nachhaltiger Bioenergiedorfprojekte ausgewählt. Durch enge Zusammenarbeit der Verwaltung mit Initiativgruppen dieser drei Dörfer und externen Experten konnte 2011 ein Prozess zur Bioenergiedorfentwicklung angestoßen werden, der in den folgenden Jahren intensiviert werden soll.

Ziele nachhaltiger Siedlungsentwicklung

Die regionale Identität und Eigenart der Dörfer soll bewahrt und gezielt gefördert werden
Der Erhalt und die Sanierung historischer, regionaltypischer Gebäude und Dorfelemente, die Umnutzung der regionaltypischen Bausubstanz zur Bereitstellung von Wohn- und Gewerberaum sowie die Entwicklung von Gestaltungssatzungen zur Bewahrung des Ortsbildes nehmen eine wichtigen Platz in der Strategie nachhaltiger Entwicklung ein. Harmonische Übergänge zwischen Siedlungsrändern und der Kulturlandschaft werden durch Eingrünung von Gewerbegebieten und Förderung der dorftypischen Nutz- und Obstgartengürtel gestaltet. Innerörtliche Grünflächen wie Dorfanger, Obstwiesen, historische Parkanlagen steigern die Wohnqualität und stehen im Fokus von Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen. Bei Neupflanzungen ist die Verwendung alter, lokaler Obstsorten zu bevorzugen.

Siedlungsentwicklung bildet eine Einheit mit Ressourcenschutz
Die Ausweisung neuer Baugebiete soll im Innenbereich durch eine angemessene Lückenbebauung erfolgen. Eine ökologische, flächen- und energiesparende Bauweise einschließlich einer dezentralen Ver- und Entsorgung und Nutzung regenerativer Energiequellen ist Ziel für die gesamte Region. Aufgegebene Splittersiedlungen, Einzelgehöfte, Stallanlagen und Wirtschaftshöfe werden zurückgebaut.
Der Versiegelungsgrad soll nicht ausgeweitet, sondern verringert werden. Die Erweiterung und Neuausweisungen von Wochenendhausgebieten, Gewerbegebieten und Freizeitanlagen kann nur in landschaftlich geeigneten Gebieten erfolgen.

Beispiele nachhaltiger Siedlungsentwicklung im Biosphärenereservat

Für den Themenkomplex Siedlungsentwicklung bzw. Verkehrs- und Siedlungsinfrastruktur wurden folgende Modellvorhaben initiiert und durchgeführt:

„Rückbaukataster“: Bereits seit 1996 erfolgt auf der Grundlage eines für das Schutzgebiet aufgebauten Katasters von ungenutzten Bauwerken und Beeinträchtigungen auf dem Wege der Eingriffsregelung ein kontinuierlicher Rückbau dieser Anlagen. Seit Aufbau des Katasters konnten bis heute ca. 67.500 m² entsiegelt und renaturiert werden.

Arbeitskreis Siedlungsentwicklung: Zur Vermittlung einer schutzgebietskonformen Siedlungsentwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE)   Eberswalde und dem Förderverein des Biosphärenreservats, Kulturlandschaft Uckermark e. V., ein kontinuierlicher Austausch zu diesem Themenkomplex.

Bauherrenwettbewerb: 2003 konnte unter der Schirmherrschaft des Umweltministers in Zusammenarbeit mit der HNE Eberswalde und dem Landkreis Barnim ein erfolgreicher Wettbewerb zum regionaltypischen Bauen durchgeführt werden. Die große Resonanz hat die Bedeutung sowie das öffentliche Interesse an diesem Thema unterstrichen.

Angebotsplanung Gewerbeflächen: Zur Lenkung von gewerblichen Investitionsvorhaben auf vorbelastete, verträgliche Standorte wurden geeignete Standorte ermittelt, die Daten investorenfreundlich aufbereitet und im Internet präsentiert. Das Angebot soll auch der Ansiedlung von Betrieben dienen, die sich dem Schutzziel des Biosphärenreservates besonders verbunden fühlen.

Kostengünstige Sanierung historischer Pflasterstraßen: Zum Schutz der gemäß Verordnung zu schützenden historischen Pflasterstraßen als wichtiges lineares Element der Kulturlandschaft wurde nach umfangreichen konzeptionellen Vorarbeiten ein Pilotvorhaben zur kostengünstigen Pflasterstraßensanierung mittels Vibrationswalzentechnik durchgeführt und publik gemacht. Seit Existenz dieses Modells, das überregionale Resonanz erfahren hat, ist die Akzeptanz historischer Pflasterstraßen deutlich gestiegen.