EU-LIFE Schreiadler

Das Schreiadler-Projekt

Das Projekt wurde im Mai 2019 nach 7 Jahren erfolgreich abgeschlossen. Eine erste Zusammenfassung der Abschlussveranstaltung am 8.Mai 2019 finden Sie hier.

 

Das Schreiadler-Projekt:

Das Biosphärenreservat ist Träger eines EU-LIFE Projektes, das von 2011 bis 2019 mit Mitteln der Europäischen Union (75%) und des Landes Brandenburg (25%) gefördert wird. Der offizielle Titel des Projektes lautet:  „Verbesserung der Brut- und Nahrungshabitate für Schreiadler (Aquila pomarina) sowie für Wachtelkönig (Crex crex) und Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) im SPA Schorfheide-Chorin”

In diesem Projekt spiegeln sich die übergeordneten Ziele des Biosphärenreservats im „Kleinen“ wider. Das Projekt ist ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung. Prozessorientierte Naturschutzmaßnahmen, Impulse für modellhafte Entwicklungen für nachhaltige Flächennutzung, Umweltbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung sind dabei wichtige Inhalte des Projektes. Die Verankerung des Projektes in der Biosphärenreservatsverwaltung und das wachsende regionale Netzwerk sind ausschlaggebend für den Erfolg des Projektes im Biosphärenreservat. Verschiedene Projektpartner wie die Michael-Succow-Stiftung, die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe und der World Wildlife Fund for Nature Deutschland unterstützen die Ziele des Vorhabens.

Die Maßnahmen des Projekts zielen vor allem auf die Verbesserung und Sicherung der Lebensräume der genannten Arten ab, wobei der Schreiadler als Art mit sehr komplexen Lebensraumansprüchen und akuter Gefährdungssituation im Mittelpunkt des Projektes steht. Der fortschreitende Verlust an Grünland, die Entwässerung von Feuchtgebieten und die Intensivierung von Land- und Forstwirtschaft machen dem kleinsten heimischen Adler seit Jahrzehnten zu schaffen. Viele Reviere des auch „Pommernadler“ genannten Vogels im Vogelschutzgebiet Schorfheide-Chorin sind in den letzten Jahren verwaist.

Um diesen Trend zu stoppen und umzukehren, nehmen sich die vier MitarbeiterInnen des Projektes unter anderem des gestörten Landschaftswasserhaushalts im Projektgebiet an. Ein oberflächennaher Grundwasserspiegel ist für die Brut- und Nahrungshabitate aller drei Arten von entscheidender Bedeutung. Darum sollen ungenutzte und stark entwässerte Quellmoore behutsam wiederhergestellt werden, im Feuchtgrünland sollen der Wasserspiegel stabilisiert und sommerliche Austrocknungen verhindert werden. Waldschutzareale sollen künftig die Brutgebiete der Schreiadler vor Störungen bewahren und die bei dieser Art besonders häufigen Wechselhorste schützen. Auch die standortgerechte und naturschutzorientierte Waldbewirtschaftung ist wichtig für bessere Bruterfolge.

Eines der wesentlichen Gebiete, in denen  das Projekt tätig ist, ist die Sernitzniederung, ein fast 800 ha großer Quellmoorkomplex bei Greiffenberg. Obwohl das Moor von extrem vielen Entwässerungsgräben durchzogen ist, findet eine landwirtschaftliche Nutzung seit Jahrzehnten nur noch eingeschränkt und auf großen Teilflächen überhaupt nicht mehr statt. Als Ursache ist die Tiefgründigkeit des Moores (teilweise > 11m) in Kombination mit den diffusen Quellaustritten anzunehmen. Die Resultate der Moorkultivierung durch eine  tiefgründige Entwässerung sind zum Teil stark degradierte Moorböden, Sackung und Schrumpfung des Moorkörpers, Nährstoffausträge in die Sernitz und artenarme Brennessel-Hochstaudenfluren sowie Brennessel-Schilfröhrichte. Schützenwerte oder geschützte Arten sind im Projektgebiet kaum mehr vorhanden. In den heute ungenutzten Bereichen ist das Entwicklungsziel für die Sernitzniederung die Wiederherstellung eines torfbildenden und weitgehend gehölzarmen Quellmoores mit einer Vegetation aus Seggenrieden und Seggen-Schilf-Röhrichten. In den heute z.T. intensiv bewirtschafteten Bereichen soll eine moorschonende Feuchtwiesennutzung  etabliert und gefördert werden.

Im Rahmen dieses Projektes stehen für ausgewählte Bereiche und Maßnahmen auch Finanzmittel für den Erwerb von Flächen und Entschädigungen zur Verfügung. Bisher konnten über 400 ha Flächen erworben und an Projektpartner übergeben werden. Diese Flächen werden entweder ganz aus der wirtschaftlichen Nutzung genommen oder so genutzt, dass sich die durch das Projekt präferierten Arten entwickeln und dauerhaft Lebensraum finden können.

Das Maßnahmenspektrum umfasst auch technische Eingriffe wie Flachabtorfungen, Dynamisierung von Fließgewässern, Hagerungsmahd, Entbuschung und Gehölzentnahme, Grabenverschlüsse, aber auch die Förderung ökologischen Landbaus und extensiver Beweidung. Das Projekt leistet damit auch einen Beitrag zum Erhalt einer vielfältigen und ökologisch intakten Kulturlandschaft.

Ziel des Projektes ist, die Region nicht nur (wieder) attraktiv für die drei im Projektnamen genannten Vogelarten zu machen, sondern ebenso für Bewohner und Besucher.

Siehe auch Vortrag von Ron Meier-Ulherr & Dr. Ulrike Garbe auf der Jahrestagung des Biosphärenreservats 2015