Buchenwald Grumsin

Das UNESCO-Weltnaturerbe-Teilgebiet Buchenwald Grumsin liegt vollständig in einer seit 1990 ausgewiesenen Kernzone (Naturentwicklungsgebiet) des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin. Alle Naturentwicklungsgebiete zusammen umfassen ca. 3% der Fläche des Biosphärenreservates. Dort ist jegliche Nutzung sowie das Betreten untersagt. Der Schutz der Natur hat hier Vorrang. Nur so können sich Flora und Fauna ungestört entfalten. Im Grumsin betrifft dies seltene Arten wie z.B. Kranich, Seeadler und Schwarzstorch.

Relief

Die typischen Höhen und Senken des Grumsins sind Relikte der letzten Eiszeit, als mächtige Gletscher aus Skandinavien Sand, Mergel und Gesteine vor sich her schoben, auftürmten und nach dem Abschmelzen genau hier als Hügelkette mit „Bergen“ bis zu knapp 140 m ü. NN zurückließen. Der Grumsin stellt damit eine Stauch-Satzendmoräne der Pommerschen Haupteisrandlage der Weichsel-Kaltzeit dar. Die zahlreichen Seen und Moore, die man heute im Grumsin findet, sind mit Wasser gefüllte Senken ehemaliger Toteisblöcke.

Im südlichen Teil ist die Endmoräne als Blockpackung ausgebildet. Mergel und Sande wurden durch die hohen Schmelzwassermengen ausgespült. Übrig blieben die größeren Steine (Blöcke). Die Blöcke wurden in Steingruben bei Sperlingsherberge und den Ihlowbergen bis in die 1960er Jahre abgebaut.

Der Schwarze See am Rande des Weltnaturerbes war die frühere Schmelzwasserabflussbahn in Richtung der eisfreien südlichen Gebiete. Die nach Westen führenden schmalen rinnenförmigen Ausbuchtungen des Sees markieren Reste ehemaliger Schmelzwassereinzugsbahnen. Der Hauptvorfluter brach südlich des Schwarzen Sees durch den Joachimsthaler Endmoränenbogen. Die Schmelzwässer strömten durch das enge Gletschertor und ergossen sich ins flache Vorland. Dadurch verloren sie an Energie, flossen langsamer und Sedimente lagerten sich ab und bildeten den Althüttendorfer Kegelsander. Seit den 1960er Jahren werden diese Sande und Kiese in der Kiesgrube Althüttendorf, südlich des Grumsins, abgebaut.

Seen im Grumsin

Im Buchenwald Grumsin befinden sich fünf Seen. Die Gewässer befinden sich nahe an der Wasserscheide. Ihr Zufluss aus dem Grundwasser ist daher gering, das Einzugsgebiet ist im Verhältnis zur Seefläche klein. Durch die teilweise schwer wasserdurchlässigen Böden ist außerdem nur ein geringer Grundwasserkontakt vorhanden. Mehrere Seen sind auch durch sandige, kalkarme Böden geprägt. Diese Faktoren führen dazu, dass alle Seen im Grumsiner Forst als kalkarme Weichwasserseen anzusprechen sind – eine Besonderheit im kalkreichen brandenburgischen Jungmoränenland, in dem normalerweise kalkreiche Böden z.B. aus Geschiebemergel und der großflächige Zufluss von Grundwasser dazu führen, dass Calcium und andere basisch reagierende Elemente in großer Menge in den Seen vorhanden sind. Die Seen im Grumsiner Forst werden im Gegensatz dazu jedoch in erster Linie durch saures, basenarmes Regenwasser gespeist, das nur in geringem Maße als Grundwasser oder Hangablaufwasser Kalk aus dem Boden löst und in die Seen führt.

Die besondere Ausprägung der Gewässerchemie führt auch zur Besiedlung mit seltenen Tier- und Pflanzenarten. Der Moossee etwa wird von einem Verlandungsmoor aus Torfmoosen umgeben. Diese sind als Polster „über“ den Rand des ehemals größeren Sees gewachsen und schwimmen daher auf dem Wasser – man spricht von einem Schwingmoor. Darin finden sich seltene Arten wie etwa der Sonnentau (Drosera rotundifolia), eine fleischfressende Pflanze unserer Flora, die in dem nährstoffarmen Lebensraum durch das „Verdauen“ kleiner Insekten lebensnotwendige Nährstoffe erhält. Der Brackensee ist wie die meisten Seen unserer Region von Röhrichten gesäumt. Sein Wasser ist braungefärbt, da aus den Mooren der Umgebung bei starken Regenfällen oder allgemein bei hohen Wasserständen Humusstoffe aus dem Torf ausgespült und in den See eingetragen werden. Dadurch wird die Transparenz des Wasserkörpers verringert, so dass Wasserpflanzen in manchen Fällen nicht genug Licht zum Wachsen haben. Im Brackensee konnten trotzdem in manchen Jahren große unter Wasser wachsende Rasen aus Armleuchteralgen gefunden werden. Die dort auftretende „Biegsame Glanzleuchteralge“ (Nitella flexilis) ist eine Art, die an die kalkarmen Bedingungen dieses Sees angepasst ist.

Im Buchenwald Grumsin wurden gemäß seiner Ausweisung als Kernzone die Nutzungen weitestgehend eingestellt. Eine Fischerei und damit ein Besatz mit nicht gewässertypischen Fischarten findet heute nicht mehr statt. Manche in historischer Zeit angelegte Entwässerungsgräben der Seen und Moore wurden inzwischen zurückgebaut. Der Dabersee zum Beispiel besitzt inzwischen einen deutlich höheren Wasserstand. Damit ist der Weg für eine naturnahe Entwicklung der Gewässer wieder frei geworden.

Moore im Grumsin

In den Senken der eiszeitlich geprägten Landschaft des UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin haben sich viele saure Arm- und Zwischenmoore entwickelt. Das ist ein Moortyp, der in Brandenburg nur noch selten vorkommt. Der Torfkörper dieser Moore besteht überwiegend aus Torfmoosen. In dem dicken Torfmoosteppich wachsen außerdem Arten wie Wollgras, Moosbeere, Sumpfporst und Sonnentau, die sich auf Moorstandorte spezialisiert haben.

Die Moore sind meist mehrere Meter tief. Im wassergesättigten Zustand schwimmt ihr Moorkörper uhrglasförmig auf einer Wasserlinse auf und sie sind ringförmig von Wasser (einem sogenannten Randlagg) umgeben. Hat das Moor einen schwankenden Wasserstand, können sich im Zentrum Moorbirken und Kiefern ansiedeln und es entstehen Moorwälder. Viele Moore im Grumsin sind noch in einem relativ guten Zustand und gehören diesen beiden beschriebenen Typen an.

Tiere und Pflanzen

Der Buchenwald Grumsin ist Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten. Viele davon sind spezialisiert auf feuchte und moorige Standorte wie der Sonnentau oder das Wollgras. Andere sind auf bestimmtes Totholz angewiesen wie Käferlarven und verschiedene Pilze. Insbesondere bei den Großvögeln handelt es sich um störungsempfindliche Arten. So ist der Grumsin Brutrevier und Rückzugsort für den in Deutschland seltenen Seeadler und den Kranich.